Starkregen und Klimawandel

Starkregen sind, wie Flusshochwasser auch, natürliche Erscheinungen des üblichen Wetter- und Abflussgeschehens. Sie haben über tausende von Jahren unser Landschaftsbild mitgeprägt und es gibt zahlreiche historische Berichte über Ortschaften, die durch Starkregen verwüstet wurden.

Als Folge des Klimawandels muss man auf Basis der aktuellen Klimamodelle davon ausgehen, dass extreme Nieder­schlagsereignisse häufiger auftreten werden. Klimaexperten auf der ganzen Welt prognostizieren eine Zunahme von Starkregenereignissen. Verantwortungsvolles Handeln heißt auch, sich mit den daraus ergebenden Konsequenzen auseinanderzusetzen und sich vorzubereiten. Das gilt sowohl für die zuständigen Stellen als auch für jeden Einzelnen und ist in dicht besiedeltem Raum besonders wichtig.

Was ist Starkregen?

Bei Starkregen spricht man von großen Niederschlagsmengen, die in kurzer Zeit fallen.

Starkregen tritt insbesondere im Sommerhalbjahr auf. Das hängt damit zusammen, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte Luft. An heißen Tagen können durch die Verdunstung massive Quellwolken entstehen. Treffen diese mit kalter Luft zusammen, kondensiert die Feuchtigkeit schlagartig und es kommt zu unwetterartigen Niederschlägen. Starkregen kann in verschiedene Kategorien eingeteilt und mit unterschiedlichen Starkregenindizes versehen werden.

Starkregenindex

Der Starkregenindex (SRI) soll die Bewertung von Starkregenereignissen über die Intensität des Niederschlages vereinfachen und verständlicher darstellen. Dafür werden Regenereignisse in 12 Stufen, sogenannte Starkregenindizes zwischen 1 und 12, eingeteilt.

Während SRI 1 einen normalen Starkregen in einer Region beschreibt, der in den Sommermonaten häufiger fällt, beschreibt SRI 12 einen regional begrenzt extremen Starkregen, der sehr selten fällt.

Das Gefahrenrisiko steigt, je intensiver es regnet. Je intensiver der Regen, desto höher die Kennzahlen des Starkregenindex. Der Starkregenindex mit den bekannten Richterskalen zur Messung der Stärke von Erdbeben oder der Beaufortskala zur Klassifikation der Windstärken vergleichbar. (StEB Köln)


Weitere Möglichkeiten zur Einordnung von Starkregen

Die über ein dichtes Netz von Messtationen erhobenen Niederschlagsdaten bieten die statistische Basis für die Einteilung in 12 Starkregenindizes (SRI). Darüber hinaus ist es möglich, auf der gleichen Datenbasis weitere Einordnungen vorzunehmen.

So lassen sich nach Auswertung der statistischen Erhebungen Wahrscheinlichkeiten errechnen, wie oft Starkregenereignisse und in welcher Stärke künftig zu erwarten sind. Man spricht dabei von Wiederkehrzeiten.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) versucht ebenso auf der Basis der erhobene Daten durch Verknüpfung mit intensiver Wetterbeobachtung drohende Starkregenereignisse vorauszusehen und rechtzeitig davor zu warnen. 

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Es handelt sich dabei um die offizielle amtliche Wetterwarnung. Basierend auf den Möglichkeiten – aber auch unter Berücksichtigung der Grenzen – der modernen computergestützten Wettervorhersage und im Einvernehmen mit den behördlichen Nutzern in Bund, Ländern und Kommunen hat der Deutsche Wetterdienst ein dreistufiges Warnsystem für seine amtlichen Wetterwarnungen etabliert.

Wenn sich ein Starkregenereignis im „mittelfristigen Vorhersagebereich“ zeigt, d. h. wenn die Computermodelle für die kommenden sieben Tage auf ein unwetterartiges Warnereignis hinweisen, tritt mit der schriftlichen Erwähnung in der „Wochenvorhersage Wettergefahren“ die erste Stufe der “Frühwarn-Information“ für Starkregen in Kraft. Dabei werden Art, Intensität und Andauer des Ereignisses so gut wie möglich geographisch lokalisiert und ggf. auch auf noch bestehende Unsicherheiten hingewiesen.

Die zweite Stufe setzt sich bei Starkregen in der achtundvierzig bis vierundzwanzig Stunden vor dem Ereignis herausgegebenen Vorabinformation Unwetter“ fort und zwar entweder in „zentraler“ Form für das gesamte Bundesgebiet oder „regional“ ausgeprägt für einzelne Bundesländer. Hier wird auf die zu erwartenden heftige Starkereignissen in ihrer raum-zeitlichen Ausprägung und Entwicklung hingewiesen.

Schließlich folgt als dritte Stufe unter Berücksichtigung der jeweiligen Vorlaufzeiten für Starkregenereignisse die Herausgabe der „amtlichen Unwetter-Warnung“ vor heftigem Starkregen bzw. extreme Unwetterwarnung vor extrem heftigem Starkregen auf Gemeindeebene.

Die nachfolgende Tabelle zeigt das dreistufige Warnmanagement nach DWD im direkten Vergleich mit den Niederschlagshöhen nach DWA (siehe nachfolgendes Aufklappmenue) für Kassel.  

Liter pro Quadratmeter in einer Stunde.

Wenn das Warnmanagement vom Deutschen Wetterdienst z.B. vor einem "Heftigen Starkregen" warnt, bedeutet dies, dass zwischen 25 und 40 Liter Starkregen auf einen Quadratmeter in einer Stunde zu erwarten sind. Quelle für die Niederschlagshöhen für Kassel: KOSTRA-DWD-2020 (Koordinierte Starkniederschlagsregionalisierung und -auswertung des DWD)

Die DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz.  Im Arbeitsblatt DWA-A 531 hat sie sich des Themas Starkregen angenommen. 

Niederschlagshöhe

Meteorologen messen die Stärke von Regen in Millimetern und berechnen daraus die Wiederkehrzeiten. Die Höhe der Regensäule gibt an, wie hoch das Wasser stehen würde, wenn es nicht verdunsten oder versickern würde. Die Umrechnung in Liter ist einfach: Ein Millimeter Regenwasser auf einem Quadratmeter Boden macht genau einen Liter Wasser aus. Die Niederschlagsmenge wird normalerweise in Litern pro Quadratmeter (l/qm) oder der Höhe in Millimetern (mm) angegeben. Die Skala eines Regenmessers wird in Millimetern angegeben. Hierbei entspricht ein Millimeter Niederschlagshöhe im Becher einem Liter Regen pro Quadratmeter.

Niederschlag kann in Form von Schnee, Regen, Hagel oder auch Nebel auftreten. Dieser wird in einem offenen Gefäß aufgefangen und gemessen. Als Zeitraum wählt man üblicherweise 24 Stunden. (Möglich sind aber auch 72 oder 48 Stunde)

Wiederkehrzeit

Wissenschaftliche Definition der statistischen Wiederkehrzeit: "Die Wiederkehrzeit ist ein Maß dafür, wie oft ein betrachtetes Ereignis innerhalb einer Zeitspanne eintritt. Das Risiko ist schließlich die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls das betrachtete Ereignis mindestens einmal auftritt." Dies bedeutet also :

  • dass ein Starkregen mit einem Wiederkehrintervall von 100 Jahren eine gegebene Fläche überschwemmen wird
  • dass ein solcher Starkregen auf jeden Fall eintreten wird
  • dass ein solcher Starkregen jederzeit eintreten kann
  • dass es in der Zeitspanne von hundert Jahren nicht nur einmal eintreten muss!

Starkregenereignisse der Vergangenheit 


Starkregenereignisse in Kassel

  • Am 22.06.2023 fielen in Kassel West 50 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter in 30 Minuten 
  • Am 22.07.2016 fielen am Warteberg 48 Liter Regen auf eine Quadratmeter in 45 Minuten 
  • Am 10.06.2014 fielen in Kassel West 50 Liter Regen auf einen Quadratmeter in 1 Stunde

Starkregenereignisse außerhalb Kassels

  • Am 17.08.2023 fielen in Nürnberg 85 Liter Regen auf einen Quatratmeter in 2 Stunden
  • Am 16.08.2023 fielen in Giessen 50 Liter Regen auf einen Quadratmeter in 1 Stunde
  • Am 09.08.2020 fielen in Hamm 70 Liter Regern auf eine Quadtratmeter in 2 Stunden
  • Am 28.07.2014 fielen in Münster 220 Liter Regen auf einen Quadratmeter in 1,5 Stunden
  • Am 26.07.2008 fielen in Dortmund 119 Liter Regen auf einen Quadratmeter in 1 Stunde

Wenn Sie einen Auszug aus der Starrkregengefahrenkarten für Ihr Grundstück oder eine individuelle Beratung wünschen, finden Sie nachfolgend weiterführende Informationen.

Starkregengefahrenkarte

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Leitfaden Starkregen – Objektschutz und bauliche Vorsorge.pdfBundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung